Trainingsrunden in der Südeifel (Oberweis an der Prüm)

In der zweiten Septemberwoche 2023 wird eine Trainingswoche von Dienstag bis Sonntag mit 5 Radtouren angesetzt.

Diesmal nicht mit dem NV200 sondern mit dem E-208 und der letzten Chance für das Kolima Luftzelt. Ein Campingplatz in der Südeifel mit zentraler Lage in einem Gebiet mit Tälern der Prüm, Kyll und Nims, die parallel in Nord-Süd Richtung zur Mosel verlaufen. Hier sollten 5 (Halb-)Tagestouren zu finden sein, auf denen der aktuelle Leistungsstand und die Kniebelastbarkeit getestet werden können.

Als Ausrüstung wird neben dem Zelt mitgenommen:

  • Marschall Rohloff Reiserad
  • Decathlon Luftbett
  • Isomatte und Luftmatte
  • Decathlon Falttisch
  • Faltstuhl
  • Powerstation Anker 555 1 kWh
  • Surface Tablet
  • GoPro Hero 8, Pixel 6 pro, Edge 1040
  • Unzureichendes Kopfkissengemisch

Die Anreise mit dem Elektrofahrzeug nach Oberweis ist unspektakulär und mit Fahrrad auf dem Paulchen Heckklappenträger werden durch Windschattenfahrten 15,8 kWh auf 100 km benötigt. Bei der Rückfahrt am Sonntag werden das mangels LKW und Tempo 100 18,2 kWh sein. Direkt am Campingplatz steht eine 22 kW AC Ladestation, die für die Rückfahrt einmal angefahren wird.

Das Kapitel Anfahrt mit dem Elektroauto gestaltet sich also sehr einfach. Am Platz wird der Kofferraum als Lagerplatz für Kleidung, Schuhe und sonstige Ausrüstung verwendet und nicht weiter bewegt.

Die CO2 Bilanz dieses Urlaubs dürfte also super ausfallen. Allerdings ist das Leben im Zelt auf einem schlammigen Boden mit ein paar Alibi Grasbüscheln anstrengend bis gewöhnungsbedürftig. Die ältere Generation der Platzbesucher bevorzugt im Zweifel den Komfort und fährt SUV und Wohnmobile mit einem Dieselantrieb und Verbräuchen von 10-15 Litern auf 100 km. Es gibt ein paar Zelte, Dachzelte und kleine Wohnwagen, der Anteil liegt bei 10 Prozent. Dann folgen die Kastenwagen mit 20 Prozent und die großen Wohnwagen und Wohnmobile mit den restlichen 70 Prozent. So wird das nichts mit der Energiewende, was hier auf dem Platz steht sind Investitionen für die nächsten 20 Jahre.

Der Platz wird als hundefreundlich beworben und die Hundebesitzer waren wohl auch in der Überzahl. Außer regelmäßigen Bellattacken bei vorbeiziehenden Gassigängern war das aber kein Problem. Die Menschen rings um meinen Online gebuchten Platz waren bis auf zwei Exemplare unauffällig. Erst Lautsprecher mit abendlichem Würfelspiel (rüttel, rüttel, rums) und dann direkt hinter mir zwei befreundete Familien, die Neuigkeiten aus den Generationen währen der zwei Tage Anwesenheit in Theaterbühnenlautstärke vortrugen. Es war einer dabei, der wohl die letzten Wochen nicht viel zu sagen hatte und daher ununterbrochen auch in 20 Metern Entfernung deutlich verständliche Aussagen in die Welt sendete, die zu hören erst die Ohrhörer mit eingeschaltetem ANC unverständlich werden lies. Allerdings war gegen 22 Uhr Ruhe, das war ja schon mal was.

Der Bäckerlauf

Der Bäckerlauf wird durch ein Schlurfläufchen zum Netto in 2,5 km Entfernung ersetzt. Die Prüm abwärts ist das eine schöne und leicht wellige Strecke. Zuerst sollte die Ernährung mit Müsli, Obst und Wasser sichergestellt werden, aber am dritten Tag wurde das Nahrungsangebot durch Brot und Käse ergänzt. DIe ersten zwei Touren hat sich der Akku hinter dem Bauchnabel extrem leer angefühlt.

Die Trainingsrunden

Die erste der 5 Trainingsrunden wurde schon zu Hause geplant, die Planung der weiteren Strecken sollte dann am Abend mit dem Surface erfolgen. Auf dem Faltstuhl mit Arbeitsplatte, Maus und Tastatur hat das auch gut funktioniert. Der Strom aus der Powerstation hat für die 5 Tage für alle Geräte (Smartphone, Edge 1040, GoPro Hero 8 und Surface Tablet) gut gereicht, es waren noch 60% Restkapazität vorhanden.

Die erste Runde mit 56 Kilometen und 900 Höhenmetern sollte eine erste Einschätzung über die Radfahrfähigkeiten liefern. Schon der Prümtalradweg mit vielen kleinen Steigungen sollte den Akku schneller leeren, also nach den „Langstreckentouren“ nach Dortmund und Kirchzell gedacht und gehofft. Die Landschaft schön und abwechslungsreich und die Strecke häufig geteert und autofrei konnte man schon geniessen. Auch der Rückweg mit dem Anstieg aus dem Moseltal war noch ok, bei den Hügeln auf dem Rücken östlich des Prümtals begann dann aber schon das Zählen der Anstiege. Zurück am Campingplatz war die Vorgabe für die nächste Tourenplanung dann: Weniger reicht auch.

Die zweite Runde beginnt mit einem kurzen An- und Abstieg ins westlich vom Prümtal gelegene Enztal. Erst ein Radweg, dann eine Kreisstraße ohne Verkehr nach Fischbach-Oberraden führt in eine menschenleere Gegend und über Waldwege mit Schiebestrecken hinauf zur L9 und dann über Privatgelände am „Schloß“ Merkeshausen vorbei. Über die Zufahrt geht es dann steil hinauf und dann wieder hinunter zum wenig beeidruckenden grünen Bitburgsee, eine kleine Prümstauung mit Freizeitzentrum. Auf dem Rückweg entlang der Prüm nach Oberweis geht nicht mehr viel.

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Die dritte Tour geht wieder Richtung Norden, weil es dann zuerst bergauf geht, zumindest tendentiell. Die Tour führt zunächst das Prümtal hoch bis zum Bitburg Stausee und folgt dann der Landesstraße L12 bis Plütscheid. Das fährt sich leichter, der Straßenverkehr stört aber auch mehr und erfordert ständigen Rückspiegelblick. Der Rückweg durch das Nimstal liefert die Höhenmeter des Hinweges wieder zurück. Das Gefühl der Erschöpfung ist auch nach dieser Runde wieder zuverlässiger Begleiter. Keine Kraft, keine Reserven. Das Wetter ist allerdings weiterhin super.

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Eine Tour zur Kyll, der Radweg sollte ja wieder befahrbar sein. Outdooractive- und OSM Karte waren sich uneins, ob die Brücke als Zuweg von Bitburg zur Kylltalradweg existiert. Es gab eine Radwegumleitung und so habe ich auf der Tour die Kyll nicht erreicht. Neben dem Anstieg auf die Hochfläche zwischen Prüm und Kyll gab es auf dieser Runde ein paar Kilometer Bahntrassenradweg und Stadtradwege in Bitburg sowie die Enttäuschung mit der Kyllbrücke. Wieder überwiegend Landes- und Kreisstraßen mit wenig interessanten Aspekten. Es ging, aber es ging langsam, so wie die Vortage auch. Eigentlich war ich nur noch froh, das bis auf eine Nacht und eine Tour die Einheiten rum waren. Die Aussicht auf 6 Stunden laute Familienunterhaltung am Platz, tropfenden Morgengruß vom Zelt und die schmale Liegefläche mit unzureichendem Kopfkissen wurde mit „den einen Tag schaffst du auch noch“ bekämpft.

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Am Sonntag geht es ohne Lauf gleich nach dem Frühstück auf zur letzten Runde. Es ist nach dem Regen in der Nacht noch feuchtnebligdampfig bei schon 17 Grad. Noch einmal nach Norden bis nach Waxweiler, wo dann auf alter Bahnstrecke der leichte Teil des Prümtalweges beginnt. Statt den für eine 100’er Runde zu nutzen biegt die Streckenplanung auf kleinen Straßen wieder nach Süden ab, um das Prümtal auf seinem östlichen Höhenzug zu begleiten.

Der Anstieg auf der westlichen Seite führt über ein paar Seitentalwellen stetig bergan. Die Stimmung ist super, die Beine fressen vergleichsweise freiwillig die Steigungshöhenmeter und die Augen geniessen die Einsamkeit und Stille des wolkenverhangenen Morgen und geniessen die Ankundigung eines sonnigen Spätsommertages. Kleine Ortschaften wechseln mit Feldern, Wiesen und Wäldern. Es rollt gut auf den kleinen Sträßchen, allein mit zwei Rädern ohne Verfolger im Rückspiegel. Stille am Ohr.

Oberpierscheid, Niederpierscheid, Waxweiler. Eine rauschende Abfahrt mit 16% Gefälle und 200 Höhenmeter sind in ein paar Minuten vernichtet.

Bis Mauel bleibt die Strecke auf der K125 mehr oder weniger im Prümtal. Die Sonne ist voll da, aber es ist noch nicht zu warm für den Aufstieg zur L12. Nur eine Handvoll Autos stören die kehrige Strecke von der Maulermühle hoch zu L12. Fast 200 Höhenmeter, kleiner Gang aber im Gegensatz zu den Anstiegen auf den vorherigen Touren ist das Genuss und die Erinnerung an die Passfahrten in den Alpen versetzt den Geist in einen Anklang an die fast vergessenen Gefühle beim Ansteig und beim Erreichen der Höhe mit einer selten zu erreichenden Zufriedenheit.

Das ist die Essenz der Berge. Der Zustand der Zufriedenheit, die auf der Höhe auf dich wartet, wenn du dich dem Berg gewachsen gezeigt hast. Es geht anscheinend auch mit kleinen Bergen und ein paar Kehren, wenn die Kraft für Höheres nicht mehr reicht.

Die Rückfahrt über die L12 ist dann einfach, die paar Autos und Motorräder stören noch nicht. Am Platz angekommen bin ich wieder allein auf der Stellplatzgruppe. Zeltabbau ist noch mal schweißtreibend, die Rückfahrt entspannend über leere Straßen und Autobahnen.

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Fazit

Die Kondition:

Die ersten vier Touren endeten mit dem Gefühl der Enttäuschung über die Möglichkeiten an Kraft und Ausdauer. Die fünfte Tour mit den Anklängen an alte Alpenpassfahrten hat das wieder etwas relativiert. Das Vertrauen auf die eigenen Kräfte wird weiterhin von Schwindel und Müdigkeit überschattet. Wie das jetzt weitergeht? Der Winter droht und reichen die Bäckerläufe und mal eine Halbtages-Lahntour? Muss wohl.

Die Ausrüstung:

E-Auto mit Zelt geht, aber im Zelt spürt man die Umgebungsbedingungen deutlich mehr als im Van oder Wohnwagen. Schlamm, Regen, laute Nachbarn, man ist allem unmittelbarer ausgeliefert. Schlafen auf dem Luftbett war ok, aber mit dem Bett im Wohnwagen nicht vergleichbar. Taunässe am Morgen war heftig, wegen Bachnähe war die Luftfeuchtigkeit am Morgen hoch. Es hat vom Außenzelt auf das Innenzelt getropft und von da auf die Schlafstatt. Nicht so angenehm. Am kältetesten Tag mit acht Grad gab es unangenehm kalte Finger.

  • Zelturlaub wird es wohl so schnell nicht mehr geben, das vermurkst zusammengenähte Luftzelt wird entsorgt bzw. die Plane und Luftwurst irgendwie weiterverwendet.
  • Radfahren, Laufen und Wandern wird weiter eher als Tagesetappen genossen. Trainingstouren mit dem Rad können besser mit dem NV200 als Basisstation auch im Herbst und Frühjahr umgesetzt werden.

Wander/Laufrunde Hunsrück-Mosel bei Burgen

3 Trainingstage zur Formerhaltung beim Radfahren und Wandern stehen im September an. Durch die Erhöhung der Lauf-Trainingumfänge im August und September haben sich die Radtrainingstouren verringert. Bei einer neuen Mehrtagestourvariante sollte das Defizit etwas ausgeglichen werden.

Ursprünglich waren Hin- und Rückfahrt zum Urlaubsort mit dem Rad und der Transport einer relativ komfortablen Campingausrüstung sowie zwei Wander/Lauf Touren mit etwa 25 Kilomtern und 600-800 Höhenmetern geplant. Wegen anderweitiger Termine und schlechtem Wetter wurde das auf 3 Tage gekürzt.

Für den Übernachtungskomfort war als Referenz ein Luftzelt-Anhänger (B-Turtle) herangezogen worden. Es wurde dann ein vergleichbares Luftzelt angeschafft (Regatta Kolima 2). Das bei Camping Wagner auf der Webseite angegebene Gewicht von 5 kg hat sich leider als falsch erwiesen. Das Zelt wiegt laut Aufdruck der Transporttasche 7,9 kg, mit Pumpe und Innenzelt haben wir 8,5 kg gemessen. Damit war es für den Transport mit dem Einspuranhänger Weber Monoporter zu groß und zu schwer.

Liege- und Sitz- und Schlafkomfort sollte die Liege Uquip Moony liefern. Das Zelt war dann wieder das Bach Tipi. Mit Isomatte Innenfootprint wurde alles in eine hohe Eurobox mit Sitz(Holz)Deckel verstaut. Das Zelt musste zusammen mit den Wanderstöcken auf dem Gepäckträger verstatut werden. Der Schlafsack benötigt viel Platz, aber bei angekündigten Temperaturen von 0 Grad gehörte der auch zu der Komfortausstattung. Die Wäsche für die Laufrunde kommt in den Laufrucksack, die Wanderstöcke auf den Gepäckträger. Die Ortliebtaschen werden rechts mit dreckigen Sachen (Überschuhe, Werkzeug, Laufschuhe, Badeschuhe) und links mit Getränken, Lebensmitteln und Tageskleidung gefüllt.

Den Strom stellen 3 Powerbanks am 75 Wh zur Verfügung. Geladen werden muss das Garmin Oregon, das Pixel 6 Smartphone und die Garmin Fenix 6. Für die 3 Tage reichen 1,5 Powerbanks. Der Oregon könnte auch durch die Fenix 6 im Navigationsmodus am Lenkerhalter ersetzt werden, wenn die Herzfrequenz durch den Brustgurt aufgezeichnet wird. Die Fenix war nach den 3 Tagen noch zu 40 Prozent geladen. Auf die Fenix gelangen die Strecken über das Garmin Connect Konto. In Outdooractive geplante Strecken werden von dort automatisch ins Garmin Konto übertragen und stehen auf der Uhr (ggf. durch aktive Übertragung in der Garmin Connect Smartphone App) zur Verfügung.

Die Strecken werden über der Komoot App auf den Oregon geladen und ausgewählt. Die Fenix zeichnet die Strecken auf. Das Smartphone sendet den Livetrack an Kunigunde.

Die komplette Fuhre war schon schwer, aber mit der Rohloff Nabe auch an den Steigungen im Westerwald noch fahrbar (ca. 4 km/h in Gang 2). Leichter ist natürlich immer besser.

Die Gewichte der Campingausstattung:

AusrüstungGewicht (gr.)
Uquip Moony Feldbett3500
Bach Wickiup 32500
Isomatte THERM-A-REST NeoAir Xlite L460
Schlafsack Nordisc Gormsson -10 XL  / 225 Polyester2000
Powerbank Anker Powercore 26800 je Stück482
Summe9906
Ausrüstung (Auswahl) mit gewogenen Gewichtsangaben

Bei bedecktem Wetter ging es gegen 10 Uhr in Kunidorf Richtung Westen das kleine Saynbachtal hinunter. Da es in Richtung Rhein keine direkte sicher befahrbare Radstrecke durch den Westerwald gibt und eine Rheinbrücke zur Querung angefahren werden muss, ist die Strecke, obwohl eigentlich bergab, recht anspruchsvoll. Immer wieder rechts/links durch die Ortschaften, die Verkehradern meidend dauert es, bis die Abfahrt von Höhr nach Vallendar erreicht ist. Nach Aufzeichnung kommen hier etwa 300 der 380 Höhenmeter der Tour zusammen. Der Rest ist Koblenz und der Mosel geschuldet. Die Fahrt durch Koblenz bis zum Beginn des Moselradwegs hinter Metternich ist auch nicht ohne Ansstrengung. Die Rückfahrt auf dem Radweg bis zum deutschen Eck ist da die bessere Variante.

An der Mosel zieht es sich dann hauptsächlich parallel zur Bundesstraße bis zur Moselbrücke bei Löf / Alken. Der erst bevorzugte Campingplatz im Brodenbach hatte am Anreisetag (Dienstag) Ruhetag, daher ging es noch 5 Kilometer moselaufwärts bis Burgen zum Camping Häppy Life.

Bei Ankunft gegen 17.00 Uhr war noch genug Zeit zur Anmeldung, Getränkekauf im kleinen Campinglädchen und gedanklicher Vorbereitung auf den morgigen Lauf – und Wandertag.

Wenn man beim Wikiup Tipi nicht mit Zeltnägeln spart, kommt der Aufbau ganz gut hin. Das Problem bei der Zeltform ist (auch oder erst recht mit Liege) die zentrale Zeltstange und die durch das in der Höhe schnell einengende Innenzelt. Selbiges streicht bei Wind durch die Bewegung am Kopf oder Fußteil am Schlafsack, ein durchaus den Einschlafprozeß störendes Geräusch.

Da der Platz direkt an der Uferstraße liegt, wurde das bei jedem Pkw, Bus, Motorad, Lkw nicht nehr hörbar. Auf der Mosel fährt der ein oder andere Kreuzfahrer und die Bahnlinie wird auch in der Nacht noch genutzt. Das angekündigte Weinfest mit Musik war dafür nicht zu hören.

Die Wiese war noch etwas halb gefüllt, ein Platz unter einem Baum ist zwar nicht optimal und die umliegenden Wohnmobilbewohner hatten für eine halbe Stunde was zu gucken. Es war angenehm, dass dem Aufbau erst am übernächsten Tag ein Abbau folgen musste.

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Die Nacht war kalt, im Schlafsack kein Problem, aber das Aufstehen erst mal eine Überwindung. Bei dichtem Nebel war das nach dem warmen Sommer gewöhnungsbedürftig. Handschuhe waren erforderlich, die Füße bekamen ein paar Extrasocken, die wasserdichten von der Radfahrt. Frühstück im Zelt mit Brötchen von den naheliegenden Bäckereifiliale, dann noch eine Stunde im Schlafsack aufwärmen. Mit der Luftmatratze war es auf der Liege von unten nicht kalt, so dass der Schalfsack als Decke verwendet werden konnte.

Gegen 10 geht es dann los auf die geplante Runde, erst am Moselhang entlang nach Brodenbach, dann ein Stück am Ehrbach entlang und dann in einem steilen Seitental dem Saar-Hunsrück Steig folgend hinauf nach Morshausen. Wieder runter ins Baybachtal und gleich rauf nach Macken.

Inzwischen waren die Beine schwerer und die Treckingstöcke untertützen nur noch bergauf beim Wandern. Mit Rucksack und 1,5 Liter Wasser musste sparsam umgegangen werden, Zugang zum Trinkwasser war zeitlich gut verteilt über einen Flaschenschraubschlauch mit Mundstück gegeben. Inzwischen war es T-Shirt warm und sonnig, die Tourstrecke in Anspruch und Streckenführung herrlich. Hinter Macken ging es über eine alte Posttraßentrasse auf breitem Weg, teilweise geteert, zurück nach Burgen. Hier oben haben schon die Römer ihre Villen gebaut. Am Campingplatz war noch eine Stunde seit für eine Sonnenruhe auf der Liege. Was für ein Radtourluxus.

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Nach einer nicht ganz so kalten Nacht begrüßte der Moselnebel. Das Zelt war aber nicht feucht, dem Mikroklima unter dem Baum geschuldet. Der Abbau ging dann problemlos, der Dreck am Boden und die Vogeldrops auf dem Außenzelt wurden nur grob entfernt. Den Rückweg hatte ich am Tag vorher von der Bikemap App umplanen lassen. Statt bei Vallendar hoch zum Westerwald sollte die bekannte Strecke Bad Ems Kunidorf für den Aufstig sorgen. Das waren zwar 10 Kilometer mehr, aber die Strecke ist unkompliziert, wenn man auf der Strecke hinter Arzbach nicht ungünstig in einer Kurve auf einen Raser von hintern und ein Fahrzeug von oben trifft. Also zur falschen Zeit am falschen Ort radelt. Bei der Moselüberquerung einfach an die Beschilderung halten und dann Mosel und Rheinufer über das deutsche Eck ausfahren, schon klappt das auch mit der Rheinbrücke.

Ab Arzbach ging es dann doch erstaunlich gut nach Montabaur, und wenn man bei den langen Anstiegen an was schönes denkt, kommt man auch sicher oben an.

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War das jetzt die letzte Tour in diesem Jahr 2022? So eine Wanderung kann man auch an einem Tag mit Autoanfahrt unternehmen, ist das bei den zu erwartenden Energiepreisen der Wochenendausflug der Zukunft? Es wird sich bei den Gewohnheiten der Mehrheit der hier lebenden Menschen in den nächsten Jahren einiges ändern. Hoffentlich kann ich mich noch einige Zeit aus eigener Kraft auf solche Unternehmnungen einlassen.

Die Ausrüstung:

Zelt: Das Tipizelt bleibt für die Größe irgendwie unbequem. Die Liege ist für den Komfort recht schwer und so gut schläft man auf ihr auch nicht, wenn auch besser als auf mit der Luftmatratze dem Boden. Für den nächsten Ausflug habe ich daher über eine Variante mit Minizelt und Tarp mit Stuhl und zusätzlicher Luftmatratzenunterlage nachgedacht. Diese Kombination ist 3,5 kg leichter und mit dem Tarp könnte man sich vor dem kleinen Zelt ein komfortables Dach bauen, unter dem man auch mal im Sitzen essen oder planen könnte

AusrüstungGewicht (gr.)
Stuhl Robens Observer850
Hubba NX 1 Personenzelt1500
Isomatte THERM-A-REST NeoAir Xlite L460
Tarp Wechsel 290×400670
2 Tarp Stangen629
Picknikdecke oder Isomatte360
Schlafsack Vaude IcePeak Light 220 -1 Grad1200
Powerbank Anker Powercore 26800 je Stück482
Summe6151
Ausrüstung (Auswahl) mit gewogenen Gewichtsangaben

Rad und Anhänger: Das Rad läuft und schafft den Einspuranhänger, wenn er nicht zu schwer und hoch beladen ist. Fahren ist unproblematisch, auch auf Schotter und zwischen Drängelgittern.

Stromversorgung und Navigation: Die Powerbank würde für 3 Tage reichen, wenn mit Nabendynamo oder Solarpanel noch etwas nachgeladen werden könnte. Als Navi könnte die Fenix 6 am Lenker montiert verwendet werden, der Garmin Oregon könnte zu Hause bleiben. Benötigt beim Fahren mit Hintergrundbeleuchtung relativ viel Strom und ist so nur mit Powerbank zu betreiben.

Tourplanung: Die Etappenplanung mit einem Wandertag ist entspannend und ich könnte mir das auch gut über mehrere Etappen vorstellen. Nur jeden zweiten Tag einen neuen Campingplatz bedeutet aber auch, das man unbekannte Gegenden erst nach verdoppeltem Zeitaufwand erreicht. Leider macht das umso mehr Spaß desto wärmer die Luft. Aber im Sommer sind die Campingplätze voll, was den Spaß wieder deutlich mindert.

Also im Sommer in der Schutzhütte übernachten und im Herbst / Frühjahr / Winter mit dem Rad und Zelt auf den Campingplatz? Oder dann doch lieber mit dem Kastenwagen unterwegs und Etappentouren? Die Entscheidung fällt schwer, eines ist aber klar, ohne regelmäßiges Training verschieben sich die Leistungsgrenzen schnell nach unten und das Gewicht nach oben.

Zur Lahnquelle

Zur Lahnquelle oder zu neuen Erkenntnissen

Seit meiner Radreise 2004 von Kunidorf in die Alpen mit 10 Tagen ohne Zweifel an weiter oder höher hat sich im Laufe der Jahre die Vorstellung festgesetzt, das im Rentenalter mit der gebotenen Ruhe unter Nutzung von Zeit und Erfahrung an diese Traumtour angeknüpft werden kann. Die Verantwortung in Arbeit und Familie hat ab 2010 nur noch mit abnehmender Intensität einzelne Versuche von Mehrtagestouren zugelassen. Von Marathonfähigkeit über 3 Tageslauf von Kunidorf nach Dortmund über eine nach zwei Tagen abgebrochene RLP Radumrundung über Halbmarathonfähigkeit hat das körperliche Potential bis zum vierundsechzigten Lebensjahr soweit abgenommen, dass bei 20 Kilometer zu Fuß oder 50 Kilometer auf dem Rad die Wohlfühlgrenzen erreicht wurden.


Zufrieden finden

Planen, Ausführen, Freuen. Nachdem in Phase eins unter Pandemiebedingungen das Gewicht (noch nicht genügend) und die ungesunden Gewohnheiten so gut es eben ging reduziert wurden musste eine Prüfung her. Wo stehe ich und wovon kann ich noch träumen ohne mich zu belügen. Eine Zwischenprüfung sozusagen. Also die Ausrüstung aus den Ecken zusammengesucht und vier Packtaschen mit zusammen 20 kg an mein Reiserad geklemmt (wird schon nicht abfallen). Die Rohloff mit dem großen Ritzel lässt mich damit sehr langsam Berge hochfahren, die früher Hügel waren.

Also schnell ein Ziel gesucht, denn ohne Ziel kann man auch 300 Kilometer durch Kunidorf fahren, Hauptstraße, Gartenstraße, Hauptstraße,… Macht nur keiner. Ich auch nicht. Ich denke aber drüber nach, warum eigentlich nicht.


Ein Ziel muss oben sein

Also ein Gewässer von ausreichender Länge in der Nähe gesucht und die Quelle gesucht.
Rhein? Nein, zu weit bis zur Quelle. Saynbach? Nein, nicht weit genug bis zur Quelle. Lahn? Die wollte ich ja eigentlich in Etappen erwandern, aber der Mittellauf ist ist eher zersiedeltes Gebiet, da mit dem Rad auf Testfahrt durch ist wohl die bessere Idee. Also die Tour von Kunidorf zur Lahn über den Ulmtalradweg gesucht und den Lahntrack ab Biskirchen dran gehangen. Gut 200 Kilometer sollten als Testgrundlage ausreichen. Dann noch den Rückweg ins Dilltal drangehangen, denn an der Lahnquelle wartet schliesslich kein Schüttelbus, der einen müden Radler samt Gepäck nach Kunidorf zurück fährt. Im Dilltal in Herborn, bevor es wieder hoch in den Westerwald geht, ist das schon wahrscheinlicher.
Wahrscheinlicher jedenfalls, als dass der Kunibert noch in der Lage ist, aus eigener Kraft heimzufahren.


Zunächst die Daten – die Strecke als GPX Track

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Was dann so unterwegs passiert ist.

Auf bekannten Wegen Richtung Osten unter noch leicht tropfenden Wolken gilt die Konzentration dem durch die Fronttaschen ungewohnten Fahrverhalten. Große Taschen an einem falsch bestellten und dann zugeschnitten festgewürgtem Lowrider lassen Zweifel an der Erfahrung des Zweiradmechanikers aufkommen. An die Taschen links muss man unterweg ran, die Rechts sind für die Nacht. Das Solarpanel muss seinen erzeugten Strom noch selbst futtern, der GoalZero 10 Ah Akku ist noch voll. Vorn lädt das E-Werk seinen lange nicht mehr verwendeten Pufferakku, der Garmin Oregon 700 wird von einer 5 Ah Powerbank versorgt und zeigt brav den Track an, der Pufferakku hält bis km 130, danach liefert der E-Werk Akku zuverlässig Strom.

Der Anstieg zum Knoten ist mit den 19 Zähnen und 26″ Reifen an der Rohloff Nabe zu bewältigen. Reisegenuss auf dem Ulmtalradweg mit der dunklen Ahnung, es wird nicht so bleiben.

Die Lahn begrüßt nach wenigen Kilometern mit einer Umleitung, einen Weg steil hoch auf eine Halbinsel. Da kommen auch schon die ersten E-Bike bewaffneten Lahnradwegtouristen den Hang hinab und hinterlassen eine Ahnung von mitleidigen Bemerkungen. Ich schiebe an der Luftgrenze und komme irgendwie oben an. Doch diese kleinen Herausforderungen sind erst mal nicht das Problem. Jetzt kommen 80 Kilometer Flachgelände und das soll dem untrainierten Halteapparat bestehend aus Hand, Arm, Nacken, Schultern und Rücken erheblich zusetzen.

Wenn die flache Strecke keine Abwechslung hergibt muss man die Abwechslung selbst herbeiführen. Handposition am Lenker, ein paar Meter Wiegetritt und dann Leerlauf mit Hintern hoch. Es wird Nachmittag und Abend und die ersten Gedanken an eine Zeltübernachtung auf dem Campingplatz kommen auf. Die bisherige Lahnradwegstrecke bot keinen ruhigen Platz mit Schutzhütte als Übernachtungsmöglichkeit. Gegen 21 Uhr die erste Suche auf der OSM Karte nach entsprechenden POIs, aber von Gießen bis Marburg ist alles zu unruhig und zu städtisch geprägt. Es am Westknick der Lahn wird es etwas ruhiger und hinter Cölbe sieht es nach etwas passendem aus. Es geht auf 23 Uhr zu und Vortriebsreserven sind nicht mehr vorhanden.

Die zweite Herausforderung ist die Übernachtung genau da, wo es nicht mehr weitergeht. Gut, an der bin ich schon vor 50 Kilometern vorbeigefahren, aber die Nacht in einer Stadt unter einer Brücke zu verbringen ist eine ganz andere Art von Abenteuer. Die Taschen rechts enthalten einen Schlafsack, einen Biwaksack eine UL Isomatte und eine Unterlage. In sinnvoller weise in- und aufeinander gestapelt ergibt sich eine Einstiegsöffnung, die für Oberschenkel mit 149 Kilometern auf dem Tacho eindeutig zu klein ist. Aber noch kann den drohenden Muskelkontraktionen ausgewichen werden. Es wird kalt, aber auf der Ruhebank lässt es sich ganz ruhig ruhen. Ein Radfahrer in der Nacht und einer im dunklen Morgen, dann ist die nacht vorbei.

So ein bisschen ist das Gefühl wieder da. Unterwegs. Erst mal alles anziehen, was warm macht. Die SPD Sandalen mit dem Gore Socken bekommen Regenüberzüge, die Jacke bekommt eine Jacke angezogen und Handschuhe finde ich auch in einem der Kleidungspackbeutel. Der Tagesproviant mit 4,5 Liter Wasser und 4 blegten Brötchen ist vertilgt, am letzten Ort vor der Passhöhe wird nachgefüllt. Dann geht es wirklich ein wenig wie in den Bergen, das Tal wird enger, die Hügel nebenan höher. Und es wird auch steiler. Der Radweg führt auch gern einen Seitenhang hoch und dann wieder zurück ins Tal. Die Stimmung ist gut, das kann geschafft werden.

Bis zur Lahnquelle ist alles ok. Ein paar Meter abseits angehalten und das Belohnungsschnitzel vertilgt. Dann noch die Hängematte als Übernachtungsalternative zwischen zwei Bäumen ausprobiert, das würde die Suche nach Ruhebänken oder Schutzhütten durch die Suche nach einem ruhigen Waldstück außer Reichweite morgendlicher Gassigänger ersetzen. Oder Doch Campingplatz? Wie es mit Tourenübernachtungen weiter geht, ist noch nicht abschließend geklärt.

Also ab ins Dilltal, geht ja einfach auf der anderen Seite wieder runter Richtung Heimat. War aber leider nicht so. Erst hinter den sieben Bergen war das Dilltal erreicht. Die Schiebestrecken mit Steil, Geröll und Matsch haben dann endgültig für eine Überlastung des Gesamtsystems gesorgt. Irgendwie bis Herborn kommen. Hat eigentlich dann noch ganz gut funktioniert, aber in der Nacht gab es dann in Kunidorf lautes Oberschenkelkrampfgeschrei. Und zwei Tage später heftige Schmerzen in der Schulteraufhängung bei bestimmten Armbewegungen und leider auch beim Atmen. Das beschränkt das Lungenvolumen und Laufen ist damit nur noch bergab möglich. Es wird auf bangend auf Besserung gehofft.


Die Lehre aus dem Tun

steht noch nicht fest.
Biwaksack, Hängematte, Zelt und Camping?
Reiserad oder E-Bike?
Streckenlänge?
Reichen die körperlichen Reserven?
Muss ich überhaupt noch alleine los?
Will ich noch alleine los?